Die fünf Nachtfahrer, der kleine Rentner, Scheich, Supergau, Frecke und PP, erreichen auf völlig verwaisten Straßen, dank der
exzellenten Kurventechnik vom Scheich, schon um 6:00 morgens Prad am Stilfser Joch.
Da unser Hotel noch im Tiefschlaf liegt, denken wir uns mal locker, die erste Radtour über das Stilfser Joch mit dem Transit
steigungs- und temperaturtechnisch zu überprüfen.
Aber der Tag soll ja nicht vergammelt werden.
Also ist eine gemütliche Tour auf dem Radweg zum Kloster Marienberg geplant.
Kurzes Sightseeing in Glurns, ein Umweg bis nach Laatsch und immer wieder heftige Steigungen auf dem Vinschgauer
Radweg lassen uns in Burgeis eine längere Jause machen.
Für die Rückfahrt wählen wir diesmal in Schleis die Hauptstraße durch Mals nach Glurns.
Glurns ist immer noch überfüllt und Supergau durfte keine fettige Bratwurst an Pommes essen, sondern wir rollen auf dem
Radweg zurück nach Prad ins Hotel.
Dort sind mittlerweile die anderen Radler angekommen und das erste Fünf-Gänge-Menü steht an.
Die erste gemeinsame Tour führte uns von unserem Hotel in Prad (907 m) zunächst in das Vanestatal.
Erst ging es gemächlich auf dem Radweg der Via Claudia Augusta in Richtung Meran. Die erste Prüfung für
uns Flachländer kam beim Dorf Tschengls. Da einige von uns bereits am Samstag die Gegend erkundet hatten
Weiter ging es entlang der Etsch in Richtung Laas wo wir dann wieder den Radweg verlassen haben um das
mehrere Kilometer lange Schotterstück auf dem Radweg zu umfahren. Weiter ging es also auf der Bundesstraße
bis nach Schlanders wo wir uns dann durch die Apfelplantagen einen Weg zum Dorf Morter suchten.
Morter lieg am Fuße des Martelltales (Vall Martello, 703 m) und ab nun begann der Anstieg bis (fast) zum Ende
des Tals. Erst ist die Steigung moderat, wird dann aber von einigen ziemlich steilen Halbtunneln unterbrochen,
die an den Kräften zehrten. Im Dorf Martell kann man sich dann etwas erholen, da es ein kurzes Stück bergab geht.
Dann geht es wieder einigermaßen moderat weiter bis man an die 8 Kehren hinauf zum Stausee Zufrittsee kommt. Bis
zu 15 % steil sind die Kehren, die uns mächtig in den Waden zwicken.
Dann sehen wir auf den Straßen und Wänden Namen bekannter Rennfahrer. Die frischesten waren von Rigo, Rigo, Uran
Uran, gemeint war der Columbianer Rigoberto Uran, einer der Mitfavoriten beim diesjährigen Giro d´Italia. Am 27.5.
war das Tal Endpunkt der 16. Etappe der Italienrundfahrt. An diesem denkwürdigen Tag waren nach missverständlichen
Ansagen des Veranstalters in der verschneiten Abfahrt vom Stilfser Joch einige Fahrer fälschlicherweise von einer
Neutralisation ausgegangen, darunter auch Uran. Sein kolumbianischer Kollege Neiro Quintana fuhr normal weiter und
holte dadurch in der Abfahrt einen Vorsprung heraus, den er jedoch danach bei der Auffahrt im Martelltal noch weiter
ausbaute und schließlich die Etappe gewann. Das war dann auch der Moment wo er das rosa Trikot des Gesamtführenden
übernahm und schließlich bis zum Schluss der Rundfahrt nicht mehr abgab.
Man kann sich vorstellen wie die Profis den Berg hochgesprintet sind. Die meisten von uns waren dann froh nach 16 km
den See erreicht zu haben wo sich am Ende ein nettes Hotel mit Café befindet wo man sich mit Blick auf das
Ortlermassiv ausruhen konnte.
Obwohl es anfing zu tröpfeln ließen es sich Stefan, Thomas, Siggi, Hans-Gerd und Florian nicht nehmen noch fünf
Kilometer weiter und 200 Hm bis zum Ende der Asphaltstraße zu fahren um dort die bekannte Würstchenbude zu sehen.
Die gemeinsame Abfahrt war atemberaubend und ziemlich frisch. In Schlanders angekommen teilten sich dann die Wege.
Einige wollten auf dem kürzesten Weg zurück zum Hotel und nahmen die Hinfahrtstrecke über die Bundesstraße. Eine
kleinere Gruppe entschied sich die Straße oberhalb des Tals über die Dörfer Kortsch und Allitz zu nehmen, die
scheinbar ruhiger und nicht zu anspruchsvoll ist. Ruhig war sie in der Tat. Allerdings als hinter Kortsch eine ca.
1 km schnurgerade Rampe mit ca. 8 % Steigung auftauchte verabschiedeten sich die ersten in Richtung Tal. Diejenigen,
die weiter fuhren hatten dann noch ettliche Höhenmeter auf nahezu autofreier Panoramastraße zu bewältigen. Als wir
dann im Dorf Tanas (schon mit Blick auf Prad) versehentlich in das Dorf hinabfuhren, war kurzfristig die Stimmung
leicht gereizt. Wir mussten also wieder mit 10 % Steigung aus dem Dorf hinauf fahren um oberhalb des Dorfes
tatsächlich in Richtung Schlanders im Tal hinab zu fahren.
Leider handelte ich mir bei rasender Bergabfahrt einen Bremsplatten ein. Da wir keinen Ersatzmantel dabei hatten
blieb mir nichts anderes übrig um Jörg-Peter an zu rufen, damit er mich mit dem Tourbus abholt. Es dauerte dann
einige Zeit bis Jörg-Peter oben war um mich Unglücksvogel ab zu holen. Als er eintraf war ich froh nicht die ganze
Strecke herunter laufen zu müssen. Die Wartezeit war jedenfalls kurzweilig, dich die Aussicht auf Prad und das
Stilfser Joch genießen konnte und als dann noch eine Bäurerin versuchte ihre ausgebüchsten Kühe wieder zum Dorf
zu treiben war richtig was los.
Alles in allem war es ein erlebnisreicher Tag bei herrlichem Wetter. Am Ende zeigte der Radcomputer für die
Wackeren (Siggi, Hans-Gerd, Florian, Thomas), die die lange Runde bis nach Prad gefahren waren 106 gefahrene
Kilometer und ca. 2600 Hm.
Heute doch schon das Stilfser Joch, 1800 Höhenmeter!
Früher war es einfacher.
Das erste Mal als ich das Joch raufgefahren bin, war ich fast 30 Jahre jünger, trotz Stahlrahmen ( 52/42 zu 25 )
und 20 Kilo leichter.
Die Eleganten beschließen früher zu starten als die Kräftigen, die ihre Räder pimpen wollen.
Also gehen wir mit einer 3/4 - Stunde Vorsprung in den Berg.
Aus Prad raus, an dem Alpenindianer vorbei verläuft die Steigung noch gemächlich.
Die Stilfser Brücke überquert und vor Gomagoi zwicken schon die ersten 12% einmal.
Hinter Trafoi beginnen die ersten Kehren, aber noch sind wir im Wald.
Erst ab Franzenshöhe können wir das ganze Ausmaß der Quälerei erkennen.
Die letzten 22 Kehren liegen vor uns.
Trotzdem schaffen wir alle diesen zweithöchsten Pass der Alpen gut.
Mit Fotopausen und Dehnunterbrechungen erreichen wir uns Ziel.
Und manch einer wie der Scheich wird von hilfsbereiten Busfahrern bei 12% Steigung freundlich darauf hingewiesen:
"Du weißt schon, dass du hier 30 km/h schnell fahren darfst!"
Die Abfahrt ins Veltlin bzw. ins Val Müstair wird frostig. Hier liegt alles im Schatten und der Wind bläst heftig über
die kalten Schneefelder. Hauptsache die Straße ist frei.
Für Fury ist das die doppelte Quälerei, weil ihm so schwindlig ist, dass er auf dem Pass fast vom Rad fällt, als wir
wieder weiter wollen.
Eine Cola päppelt ihn zwar auf, aber die schöne Abfahrt nach St. Maria (ab 2000 m wird es deutlich wärmer ) kann er kaum
genießen.
Die anderen warten schon auf uns Letzte und wir gehen in St. Maria in ein Café mit super Kuchen. Die Sonne scheint wie
verrückt und wärmt uns ordentlich auf.
Genau das Richtige für die 21 km lange Abfahrt mit PS-Maker Scheich und Supergau.
Bei schönstem Wetter knallten wir Prad und dem obligatorischen Iso-Drink entgegen.
Nach dem guten Frühstück starten wir wieder bei tollem Radler-Wetter Richtung Reschenpass.
Wir fahren auf dem Radweg durch das landschaftlich sehr schöne Etschtal rauf zum Reschen-Pass. Hier verabschieden
wir die vier Kräftigen zur Drei-Ländertour, während die Eleganten am Ostufer des Reschensees wieder talabwärts
radeln. In Graun machen wir einen Abstecher ins Langtauferertal. Es hat aber niemand den richtigen Biss, das
Talende zu erreichen, also wenden wir irgendwo im mittleren Bereich und fahren zurück nach Graun, wo wir auf
einer sonnigen Terrasse an der Reschenstraße mit Seeblick die wohlverdiente Pause einlegen. Wir genießen Speis
und Trank, philosophieren über alles Mögliche und dem Radlerleben im Besonderen, sicherlich denkt aber niemand
an den Gummipirat, der plötzlich wie aus dem Boden gestampft vor uns steht und jedem die Hand schüttelt. Er
Den Rückweg fuhren wir dann über die Staatsstrada und waren froh, dass wir sie unbeschadet in Mals verlassen
konnten. Es ging zwar zügig voran, aber die LKW-Fahrer hatten es noch eiliger. Sie überholten uns auch an den
unmöglichsten Stellen, das empfand ich doch etwas zu prickelnd.
Letztendlich war es eine schöne Tour, zwar nicht ganz so anspruchsvoll, aber auch keine Cappuccino-Tour, denn so
einige heftigen Rampen (bis 20%) waren zu bewältigen.
Wow, was für ein Erlebnis, ich bin am Vortag gemeinsam mit den anderen Kräftigen und Eleganten auf das Stilfser Joch
gefahren. Das wird mir unvergessen bleiben. Wie immer am Abend und dann am nächsten Morgen wurde beim Frühstück über
das nächste geplante Abenteuer gesprochen, diskutiert und philosophiert. Da ich mich trotz der Anstrengung vom
Montag gut gefühlt habe, ist mir die Entscheidung leicht gefallen, mit Stefan, HG und Flo den Ofenpass in Angriff
zu nehmen.
Zunächst ging es in der großen Gruppe auf einem toll geführten Radweg rauf zum Reschensee. Hier trennten sich der
Weg der Vier von der übrigen Gruppe. Ob es daran lag, dass die anderen nicht mehr dabei waren oder einfach daran das
ein kühler Wind wehte, musste ich das erste mal - weil ich zu frieren begann - bekleidungstechnisch aufrüsten und
meine Ärmlinge anziehen. Meine Befürchtung, dass ich mir auf der Tour den Hintern würde abfrieren müssen, wurde
schon bald sehr viel kleiner. Angekommen auf der Norbertshöhe westlich von Nauders in Österreich haben wir spontan
beschlossen, schon früh eine Kuchenpause einzulegen. Bei strahlendem Sonnenschein mit einer bombastischen Aussicht
rüber in das Engadin saßen wir idyllisch und sommerlich warm auf der Terrasse. Auf der Weiterfahrt ging es erstmal
auf einer breiten, gut ausgebauten Straße rasend runter nach Martina über die Grenze in die Schweiz - damit war das
dritte Land für diesen Tag erreicht. Zügig ging es entlang des Inn, nur aufgehalten von einigen Straßenbaustellen,
nach Zernez, von wo aus der Aufstieg nach einer kurzen Stärkung beim Coop zum Ofenpass (2.149m) begann.
Oben angekommen war es kalt und windig, so haben wir, ohne uns lange aufzuhalten, ins Münstertal runtergestürzt.
Durch Santa Maria durch, an dem Café vorbei, wo wir am gestrigen Tag nach der Abfahrt vom Stilfser Joch gesessen
hatten, in Sankt Johann wieder über die Grenze ins "heimische" Italien. Prad haben wir nach 148 km und 2.400 hm
erreicht. Klasse Tour! Anschließend lecker essen: ich bin glücklich!
Alles super eigentlich, bis Stefan unterwegs von hinten sagt, mein Hinterrad mache Geräusche. Nun musste ich mir
vom Scheich bereits ein Ersatzlaufrad leihen, weil mein MAVIC R-SYS-SL schlapp gemacht hat und dann macht auch das
Campgnolo Zonda Zicken?! Das darf doch wohl nicht wahr sein. Letztlich haben Mahmoud und ich, nach dem wir uns das
Geräusch am nächste Morgen noch einmal angehört haben, erstmal nichts unternommen. Es war eher ein Singen als ein
Knarzen und gar Knacken. Mit einem Singen kann man fahren, mache ich schließlich auch selber auf dem Rad des öfteren
mal. Auf dem Weg durch das Martelltal am Sonntag ist mir z. B. das Lied "Für Dich schieb ich die Wolken weiter" von
Yvonne Catterfeld eingefallen
Letztlich hat das Laufrad mir gute Dienste erwiesen. Danke noch mal am Mahmoud.
Nach der ordentlichen Tour vom Vortag sollte es heute mal was kalkulierbares sein: Einwegtour ins Schnalstal und zurück.
Wie gewohnt starten wir mit leichter Verspätung, dann aber zügig ab durchs Etschtal, wo wieder hier und da eine leichte
Erfrischung in Form von Beregnungsautomaten auf uns wartet, mögen die faden grünen Äpfel aus dem Vinschgau auch gedeihen.
Nach der Kuppe vor Schlanders noch gut 25 km auf glattem Asphalt am rauschenden Fluss entlang, auf dem andere in
Raftingbooten so ihren Spaß haben.
Bevor dann Schluss mit lustig ist, ein Tunnel mit 10 Steigungsprozenten und weitere 20 km mit 1500hm warten, muss noch ein
echt leckerer Cappuccino in der ``radbar`` sein. Wirklich coole Bar vor Naturns aus Holzelementen und Sichtbeton mit
lockeren Typen hinterm Tresen. Jetzt könnte man außerdem in den Bus umsteigen, und eine von Reinhold Messners Burgen
besichtigen
.. Was solls, die Gruppen hat sich bereits im mehrere Grüppchen zerlegt und strebt dem Talschluss entgegen.
Das eigene Tempo finden ist angesagt, denn zwischendurch geht's auch wieder mit über 10 % auf teilweise ruppigem Asphalt
zur Sache.
Einige beschließen am Stausee von Vernagt, das der Rückweg noch lang genug wird, lassen sich in einem(dem einzigen?)
Bistro des Ortes nieder und genießen die Aussicht. Der See ist ziemlich leer, es gab auch hier einen milden Winter
. Wir
fragen uns was einen in diesen gottverlassen Ort bloß ziehen könnte? Aber scheinbar dreht sich hier alles um einen 5000
Jahre alten Typen namens Ötzi. Seine Fundstelle liegt ca. 5 km von hier entfernt und zum Wandern ist es hier nicht schlecht.
Für die, die doch noch ganz rauf auf 2004m wollen, sind jetzt aber doch noch gut 300 hm zu bewältigen: paar Kühe,
paar Berge und oben ein Hotel mit Liftstation. Das wars, irgendwie unspektakulär, da wir wohl inzwischen ziemlich verwöhnt
sind
.
Am Stausee ist inzwischen auch die italienische Kanunationalmannschaft (Höhentraining!) abgezogen, wir nehmen noch
Bauerntoast oder Ähnliches zu uns , und wer sich bis dahin noch nicht zu Tal gestürzt hat kann sich nun mit knapp 80
Sachen max. auf dem Tacho verewigen. Super Abfahrt, gerade im unteren engeren Teil des Taleinschnitts, bis uns der
aalglatte letzte Tunnel wieder ins Etschtal entlässt.
Im geteilten Feld geht es den gleichen Weg zurück, wahlweise auf den (wenigen) rustikalen Schotterabschnitten oder dem
reichhaltig befahrenem Straßenabschnitt bergauf zwischen Schlanders und Lasa. Dann nur noch genießen, auf kleinen Wegen
in Prad einrollen und so langsam auf das fünf Gänge Menü vorbereiten.
Auch wenn in dieser Woche andere Touren vielleicht noch etwas spannender waren: ein toller Radtag mit 120km und 2000hm
fand seinen Ausklang auf der Hotelterrasse mit der Planung für die anstehende Königsetappe am nächsten Morgen.