Für mich ist Fliegen nicht so alltäglich, wie für die meisten anderen.
Klima-, Landschaft-, Kultur- und Menschenwandel geschieht ja wie im Fluge und das irritiert mich gewaltig.
Deshalb findet die An- und Abreise in diesen Berichten ihren Platz.
Also, Start 14:45 Uhr und ich kam auf den letzten Drücker, aber rechtzeitig.
Als Strafe durfte ich meine damals noch lebensnotwendige Handcreme auspacken und mit meinem Handgepäck als
Normalgepäck abgeben, sonst wäre das Staucherfett futsch. Das letzte Mal war ich 1997 geflogen!!!!
Der Flug mit Zwischenstopp Zürich klappte wie am Schnürchen und in Barca stand Speiche am Ausgang.
"Hat grad' so geklappt, dachte ihr kommt im alten Flughafen an". Schnell ins Auto und ab ging die Post.
Der Schaffner brachte dann den neunten Mann ins Spiel ( beim Fussball der 12.! ), nämlich Ilya Bartitsch.
Schlagerikone! Anderthalb Stunden später waren wir pünktlich zum Abendessen im Hotel. Nachdem Essen gönnten
wir uns in eisgekühlten Bierseideln unser erstes Weizen in Spanien in einem für uns Super-Hotel.
Gutes und vor allem für alle reichhaltiges Essen und solide moderne Zimmer.
Das Abendessen war schon super und das Frühstück stand dem in nichts nach.
Raimund Dietzens Monteure versorgten uns mit fast neuen Centurion Rädern.
Alle hatten die gleiche Übersetzung bis auf Kraftwerk und Speiche. Speiche hatte die Räder in seinem Bus
transportiert. Das bedeutete: keine Ausreden, keine Kompromisse, gleiche Chancen!
Um 10:30 radelten wir, Speiche, Frecke, Scheich, Krönel, Fury, Kraftwerk, Schaffner und ich
gemütlich los. Es war zwar sonnig, aber der Wind war empfindlich kalt.
Ein paar Kilometer Stadt auf Schleichwegen und dann kamen schon kleine Straßen, die uns durch eine karge
Landschaft führten. Von Cambrils über Riudoms, Alforja, Popoleda, Escaladei, Gratallops, El Loar, El Moar,
El Masroig, Marca, La Torre de Fontaubella, Mont Roig del Camp, Cambrils führte unsere heutuge Tour.
Den ersten Anstieg führte uns Frecke locker und gleichmäßig bis zum Call d' Alforja.
Danach wollten wir unbedingt nach Popoleda, um auf demselbigen ein Päuschen einzulegen.
Obwohl die Spanier auf Mittagspausen essensmäßig überhaupt nicht eingestellt sind, gingen wir nach ein paar
Getränken, durchaus alkoholfrei, und Stullen euphorisch in die nächste Runde und wollten nach Gratallops
unbedingt noch einen Xlenker von etwa 30 km einlegen. (Anscheinend sprechen die Katalanen das x wie sch aus!)
Mit fatalen Auswirkungen. Bis auf das Kraftwerk und der Schaffner radelten wir auf dem Zahnfleisch. Ohne großes
Training sind wir in den Urlaub gefahren und wollten auch hier erst die Kondition aufbauen.
Bei Marca kamen wir wieder auf unsere ursprüngliche Route und schraubten uns die Fontanelle hoch. Lange ging
es mit 5, 6, 7 % den Berg hoch im schönen Mischwald bis auf die Spitze zu einem großen Windrad.
Wir hatten schon vorher abgesprochen, auf der Abfahrt nach einem Café Ausschau zu halten und einzukehren.
In Grüppchen trafen wir in Colldejou ein und nahmen den kleinen Anstieg zu einem Café, wo uns der Schaffner eindrucksvoll bewies, wie man sich stehend auf dem Rad in Zeitlupe auf's Mett legen kann. Aber der Scheich war völlig ausgepumpt, kreidebleich und leicht apathisch bestellte er Limonade und Kaffee und zwang sich die Energieriegel zu essen. Erstaunlicherweise erholte er sich schnell. Nach einer halben Stunde gingen wir die lange Abfahrt bis Mont-Roig an. Ab da lotste uns Speiche über kleinste Schleichwege durch Felder und Dörfer abseits der großen Strassen zurück nach Cambrils. Matt und müde trafen wir uns nach dem Duschen zu einem Sektempfang mit Raimund Dietzen noch vor dem Abendessen.
pp
Wir wussten ja, dass es noch andere Radfahrer gibt, aber in unserem Hotel!
Beim Abendessen gestern mischte sich, weil Speiche am Nachbarstisch fremdging, die Hessenzecke unter uns und
nuschelte Fury voll. Leider hatte er sich auch noch mit Speiche verabredet zwecks morgiger, also heutiger
Teilnahme am Radsportvergnügen. Nachdem er auf dem Weg durch Cambrils alle Gruppenmitglieder einmal
kommunikativ überprüft hatte, biss er sich an Speiche fest. Die Runde heute wollten wir gemach angehen und der
gestrigen Strapazen angemessen sein.
Von Cambrils über Masruidoms, Masboquera, Vandellos, Faxtes, Tivassa, Mora d'Ebre, Marca, Colldejou, Mont-Roig
und zurück. Die müden Beine schonend ging mit nur 30 -35 km/h auf der gut asphaltierten Küstenstrasse mit rechts
und links dem üblichen Touristikszenario entlang. Vielleicht sollte die Hessenzecke abgeschüttelt werden. Klappte
aber nicht! Etwa bei Miami - Platja bogen wir rechts ab in die Berge, mit einer gemächlichen Steigung.
Bei Vandellos hatten Frecke und Krönel genug und rollten zurück. Kraftwerk und Schaffner waren schon
kilometerweit voraus und fuhren mit Speiche und der Hessenzecke die grosse Runde.Kurz hinter Fatgés bogen
Scheich, Fury und ich ab, um über Santa Marina durch eine sehr hübsche Schlucht nach Cambrils zu dümpeln.
Und der Scheich, wie Phönix aus der Asche knallte immer flott vorweg. In Santa Marina habe ich gedacht bei einer
kleinen Burganlage ein nettes Lokal zu finden, aber wie gesagt, die Spanier haben solche Gasthöfe oder Bistros
ganz selten.
Also fuhren wir über die Hauptstrassen zurück nach Cambrils. Das ging sehr schnell und völlig stressfrei, da
die Spanier unglaublich rücksichtsvoll überholt haben. Den für alle unspektakulär und entspannt verbrachten Tag
vollendeten Scheich, Fury und ich bei Sonnenschein am Hafen in einer Strandkneipe.
Nachdem Abendessen und dem Erlebnisaustausch führte uns Speiche noch in eine katalanische Kneipe, wo fast nur
Spanier verkehren. Cambrils hat auch im Gegensatz zu den anderen Küstenorten in der Umgebung einen alten
gewachsenen Ortskern.
Am dritten Tag hatten wir uns eine Tour in etwas höhere Bergregionen des Hinterlandes der
Costa Daurada vorgenommen. Die Strecke sollte von Cambrils über Vilaplana nach Mussara führen.
Die Luft war klar und die Sonne schien prächtig, nur mit dem Wind hatten wir nicht gerechnet. Er blies uns leider
nicht von hinten, sondern schräg von vorne ins Gesicht. Dabei entwickelte er eine solche Kraft, dass man
sich ganz darauf konzentrieren musste, das Rad auf der Straße zu halten, um nicht im Graben zu landen.
Angesichts dieser schon am Vormittag vorherrschenden Windstärken, die sich nach Auskunft eines Einheimischen
am Nachmittag noch verstärken sollten, wurden erste Zweifel laut, ob man die Fahrt überhaupt fortsetzen sollte.
Wir entschieden uns, zunächst bis zum Ort Vilaplana dem Wind zu trotzen und dort über das weitere Vorgehen
zu beraten. Nach der Ankunft hellte sich die Stimmung bei einem heißen Cafe con lece wieder auf und wir hofften
beim Anstieg nach Mussara durch Bäume vor dem Wind besser geschützt zu sein.
Wie sich schnell herausstellte, war genau das der Fall, so dass wir beim Aufstieg die wunderbaren
Landschaftspanoramen, die sich in fast jeder Kurve boten, genießen konnten. Auch die Abfahrt machte zunächst
keine Probleme bis wir aus der bewaldeten Region herausfuhren. Und schon packte uns der Wind am Trikotkragen,
was uns zu dem Entschluss kommen ließ, auf dem kürzesten Weg direkt gen Hotel zu radeln.
Am Ende standen zwar nur 80 Kilometer auf dem Tacho, aber 1500
Höhenmeter hinterließen zufriedene Radler.
Am vierten Tag sind wir mit dem Zug von unserem Trainingsstützpunkt Cambrils Richtung Südwest ins ca. 70 km
entfernte Tortosa gefahren, wir wollten die viel befahrene Küstennationalstrasse meiden und das war auch eine gute
Entscheidung. Nur das die spanischen Züge nicht unbedingt auf Fahrradtransporte eingerichtet sind war uns nicht
bewusst, und wir somit gezwungen waren, unsere neun Mann starke Gruppe auf mehrere Zugabteile aufzuteilen.
Nach einer Stunde Zugfahrt in Tortosa angekommen mussten wir uns ein wenig durch den Stadtverkehr kämpfen bis
wir die Ausfallstrasse Richtung Norden gefunden hatten. Wir fuhren die stark befahrene Strasse die parallel am
Fluss Ebro lang führte bis wir dann nach ca. 15 km in eine weniger befahrene Strasse abbogen und wir von nun
die Natur genießen konnten.
Die Strecke führte uns bei schönstem Sonnenschein immer wieder abwechselnd durch leichte Steigungen und Abfahrten
begleitet durch frühlingshafte Oliven- und Zitrushaine.
Gegen Mittag machten wir dann Rast in Miravet ein kleines beschauliches Örtchen direkt am Ebro, dort kompensierten
wir unseren Flüssigkeitsverlust mit Cafe con leche und clara.
Nach der Pause überquerten wir kurz darauf den Ebro mit einer Seilfähre und hatten noch einmal einen schönen
Ausblick auf Miravet und einer Festung die sich direkt oberhalb von Miravet befand.
Anschließend ging es zügigen Tempos Richtung Küste nach El Perello, von El Perello aus mussten wir für ein kurzes
Stück die Küstenstrasse befahren, bis uns Jürgen wieder auf eine angenehm zufahrende Nebenstrecke lotste wo wir
flüssig Richtung gen Heimat radelten. Irgendwo auf dieser Strecke durchquerten wir einen Bienenschwarm und
Frank wurde am Augenlid von einer Biene gestochen, nach dem Thomas den Stachel bei Frank gezogen hatte konnte
die Fahrt fortgesetzt werden. In Miami Platja ca. 20 km vor Cambrils ereilte Jürgen noch ein Plattfuß am Hinterrad,
der aber in kürzester Zeit fachmännisch behoben war und wir somit uns am Hafen noch bei Eis und cafe con leche
für die restlichen Kilometer stärken konnten.
Die restlichen 15 km auf der Küstenstrasse fuhren wir diszipliniert in Zweierreihe nach Cambrils zurück.
Heute wurde der Ruhetag in Barcelona eingeläutet. Eigentlich sollte das Wetter nicht so berauschend sein,
doch die Prognose irrte. Sonnig mit kaltem Wind.
Gestern hatten wir den für mich schönsten Tag gehabt, trotz Hessenzecke, der heute aus feministischen
Gründen abgestraft wurde und sich nicht kulturell weiterbilden durfte. Auch Speiche und Krönel blieben
konsequent ablehnend. Wo war eigentlich der Schaffner? Im Zug?
So zogen Frecke und ich in Barcelona den eifrigen Starfotografen Scheich und die etwas mauligen, nicht mal
Interesse heuchenlden Kraftwerk und Fury hinter uns her. Wir wollten die Altstadt La Ribera in der Nähe der
Estacio de Franca durchqueren, der Bahnstation am Hafen, da wir mit der Bahn von Cambrils bis nach Barcelona
gefahren sind. Auf dem Weg zur La Rambla schauten wir uns die Cathedrale Santa Maria del Mar, die fast
vollständig in die Wohnbebauung der Altstadt überging und ein Café von innen an, um so richtig starken
Kaffee zu trinken. Links der La Rambla drängten wir uns in das Gewühle der Boqueria, der Markthalle.
Leider hatte keiner außer einer Interesse an dem Museu de L'Erotica, also stratzten alle weiter Richtung
Sagrada Famlia. Dabei streiften wir eine Konzerthalle aus der Jugendstilzeit, der Palau de la Música Catalana,
einige alte und moderne Häuser, einen Marktplatz mit Dali Ausstellung, einen Schnellbeschissbäcker und ein
vegetarisches Restaurant.
Die Sagrada Familia winkte uns schon aus der Ferne und alle waren froh unser Ziel erreicht zu haben.
Da es auch schon wieder Zeit zum Schnabulieren war, zog es uns zurück zu dem vorher gesehenen Vegetarier.
Super Essen, super freundlich und spritziger Gramona, der uns wieder frisch machte.
Den Rückweg trödelten wir durch den Park in Richtung Zoo, weiter am Bahnhof entlang zum Hafen, wo die fliegenden
Händler mit den Polizisten Tom und Jerry spielten.
Sobald die Polizisten ihnen den Rücken drehten, waren sie wieder da.
Wir nahmen noch ein paar überteuerte Getränke auf einem Schiff mit grottenhaft schlechter Musik vom Kai,
die verkauften sogar CDs!! und bestiegen gegen 17:00 Uhr unsere Bahn.
Cambrils, Montbrió del Camp, Porrera, Escaladei, La Morera de Montsant, Ulldemolins, Margalef, La Vilella Baixa,
Gratallops, Falset, Colldejou, Mont-Roig, Cambrils
Die Königsetappe, das Highlight jeder Tour, präsentierte sich bei schönstem Wetter und nicht ganz so kaltem Wind.
Ein guter Anfang. Die Strecke führte uns an einem Stausee entlang, leichte Anstiege hoch bis zur N-420. Otto,
ein teutonischer Radsportfreund aus unserem Hotel, sah sich genötigt uns abzuhängen, aber er hatte noch nicht
versucht das Kraftwerk zu überholen!
Bis Porrera liessen wir rollen und danach schraubten wir uns bis nach Torroja del Priorat herauf. Der Weg nach
Escaladei war uns allen noch gut in Erinnerung, allerdings von der anderen Seite. Flache Steigungen mit Wellen
und engen Kurven, ideales Moppelheizen.
In Escaladei gönnten wir uns eine der schönsten Pausen in diesem Urlaub überhaupt.
Danach kam aber leider eine knackige 14% Steigung, die Frecke und mich zum Abkürzen zwang. Die anderen fuhren
die große Runde und wir fuhren direkt nach La Vilella Baixa, dass ein sehr ansehnliches Dorf war. Da die anderen
dann auch schneller waren als wir, obwohl die Gruppe sich auch wieder teilte, brauchten wir nicht lange auf sie
warten. Der letzte Abend wurde dann auch standesgemäß gemeinsam beendet.
Cambrils, Barcelona, Frankfurt, Hannover
Deswegen finde ich Fliegen ätzend. Das stundenlange, öde Warten in glatter Atmosphäre mit tausenden anderen
Urlaubern, die sich ihre Erholung ruinieren.
In Barcelona angekommen, Speiche hatte uns wieder gebracht, sorgte er sich um den Fahrradkoffer vom Kraftwerk.
Ob er nun mitgenommen werden konnte oder nicht? Das Problem war dann glücklicherweise keins.
Transportkosten bezahlt und aufgegeben. Schwuppdiwupp Kartoffelsupp!
Die Flieger waren proppenvoll, aber das machte nichts, denn bis Frankfurt saßen Fury, der Scheich und ich in
einer Reihe. Der Scheich präsentierte auch hier neue ungeahnte Fähigkeiten. Nachdem er seinen
Sprengstoffgürtel abgelegt hatte, verspürte er auch gleich ein leichtes Hüngerchen in der Magengegend.
Meistens findet man ihn, wenn man der Krümelspur folgt. Wie gut das die Stewardess grad' mit dem Snack vorbeikam.
Der schwatzte er erstmal zwei Sandwichs extra ab.
Dann schäkerte er auch noch mit zwei Chinesinnen in der Reihe neben ihm, die ihn in Frankfurt am liebsten
gleich mitgenommen hätten.
Ein paar Stunden später hatten wir Hannover erreicht und alles war gut.
Werte zu allen Touren befinden sich wie immer in der Statistik.